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Is Facebook dead in the water? usw.

Haben Sie Ihre Facebook-Aktien schon gekauft?

Freund E., ein Amerikaner – wie ich – , hat mir in einem Gespräch, es ist schon lange her, eisern beteuert, dass Facebook keine Zukunft habe. „Eine Totgeburt“, sagte er, „und weißt du warum?“

Ich schüttelte den Kopf, um mein Unwissen kundzutun.

„Weil sein Hauptprodukt die narzisstische Selbstliebe ist, und die wird man mal von anderen Anbietern günstiger oder noch befriedigender bekommen können.“

Hat E. recht? I don’t know.

Ich erzähle diese Anekdote nicht, um eine Diskussion über Facebook zu entfachen. Zu diesem sozialen Netzwerk habe ich meinen Senf schon mal gegeben. Siehe:“Big Facebook is watching you!“

Mich interessiert vielmehr das Wort „Totgeburt“ – meine Übersetzung übrigens für E.‘s amerikanischen O-Ton. Wörtlich hat er gesagt: „It’s going to be history.“

Inzwischen kennt fast jeder Deutsch Sprechende das Wort „Geschichte“ im Sinn von „tot“, „nicht mehr aktuell“, „unzeitlich“, „den Bach runter“ usw. Gäbe es in nächster Zeit eine politiische Entscheidung, den Euro abzuschaffen, hieße es in vielen Zeitungen und Zeitschriften: „Der Euro ist Geschichte“.

Zu bemerken: „History“ im oben genannten Sinn ist im Englischen ein Neuankömmling. Seit wann gibt es den Begriff? Sind es schon zwanzig Jahre? Dreißig Jahre? Länger?

Ich suchte in Google nach einer Antwort auf diese Frage. Hier allerdings zeigte Google seine große Schwäche. Fakt ist: Manche Stichworte überfordern das gewaltige Suchprogramm. Wie sucht man nach dem Alter der Redewendung „history“? Weiß das jemand? Wie wäre es, z.B., mit „history of history“? Prompt bekomme ich sieben Millionen Treffer – alle jedoch ohne Bezug zu meiner Frage. Dann habe ich es mit „history of the word history“ probiert. Damit war Google restlos überfordert und setzte mir als Ersatzvornahme diverse Treffer über die „history of the world“ vor.

Um meine Frage zuverlässig zu beantworten, empfehle ich Ihnen das Oxford English Dictionary zu konsultieren – übrigens: auch im Internet zu beziehen – wenn man ein Konto hat. Ich habe keins.

Ich schweife aber ab. Es würde mich nämlich interessieren, seit wann „Geschichte“ im oben genannten neuen Sinn in der deutschen Sprache verwendet wird. Ich bilde mir ein, dass ich erst seit höchstens einem oder zwei Jahren auf „Geschichte“ in diesem Sinn stoße . Anzunehmen ist, dass Journalisten diese lustige Redewendung der deutschen Sprache in Eigenregie schenkten. Manchmal beneiden die hiesigen Wortschmiede den Amerikanern und den Engländern ihre knappe und ironische Sprache. Zack! wird ein Wort geklaut und verdeutscht.

Ob „Geschichte“ mal „Geschichte“ wird? I don’t know.

Aber: Wem das neudeutsche „Geschichte“ gefällt – darf ich Ihnen noch ein paar Amerikanismen anbieten, die ähnlich zu gebrauchen wären?
Zum Beispiel „toast“. Das Wort kennt die deutsche Sprache schon lange, zumindest in der Zusammensetzung „Toastbrot“ oder als Verb. Man kann sein Brot nämlich „toasten“.

„Toast“ wird im Amerikanischen (wohl auch im Englischen) zusätzlich im Sinne von „Geschichte“ bzw. „history“ verwendet. Man kann, z.B., sagen: „If Facebook stocks [Aktien] continue to take a dive [abstürzen] they’re going to be toast soon.” Gemeint ist: Sie werden zu einer Brotscheibe, die man zu lange im Toaster gebrutzelt hat.

Seien Sie auf der Hut: Vielleicht steht bald auch dieser nette Begriff in Ihrer Lieblingszeitung: „Facebook-Aktien sind Toast.“ Kann man nie wissen.
Noch schöner – zumindest meiner Meinung nach – ist die skurrile Redewendung „dead in the water“, also „tot im Wasser“. Man darf auf Englisch behaupten: „ Facebook stocks are dead in the water.“

Ältere Jahrgänge denken vielleicht an die Schauspielerin Kristina Söderbaum, die einst als „Reichswasserleiche“ in die Geschichte einging, weil sie häufig Frauen spielte, die ertrinken. „Wasserleiche“ wäre vielleicht eine schöne Verdeutschung für „dead in the water“. Etwa: „Die Facebook-Aktien sind nur noch Wasserleichen“…

Aber hier nur ein paar Gedanken eines Sprachmigranten, der die schöne deutsche Sprache noch schöner machen will. So was tun Migranten Fremdsprachen gerne an.

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